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Gefühle zulassen lernen

,,Uns geht es doch eigentlich gut… Warum haben dann so viele in meinem Umfeld Stress, Schmerzen, Krankheiten oder Sorgen?‘‘ – Ein Gedanke, der mich ab und an mal beschäftigt. Haben Sie sich das auch schon gefragt?

Obwohl wir gerade in vermeintlich friedlichen Zeiten leben (aktuell überwiegend ohne Hunger und Krieg), steigen statistisch die Zahlen der psychischen Erkrankungen in Deutschland. Insbesondere die Diagnosen von Depression und Angststörung steigen jedes Jahr. Besonders bemerkbar ist das auch in der Wirtschaft. Unternehmen notieren die höchsten Arbeitsunfähigkeits-Ausfälle wegen psychischer Erschöpfungen seit Jahrzehnten.

Wieso mehr psychische Erschöpfung?

Meiner Meinung nach kommt das aus zwei Richtungen:

Zum einen werden wir aufmerksamer. Die Begriffe Seele und Psyche haben einen neuen Stellenwert und die Gesellschaft wird offener, über psychische Erkrankungen zu sprechen und sie auch als ‚echte‘ Krankheit anzuerkennen. Vorhanden waren diese Krankheiten schon immer – nur nicht offiziell notiert.

Zum anderen ist der Stellenwert des ‚positiven Denkens‘ sehr hoch. Was sich erstmal gut anhört, ist allerdings für die Psyche eine Katastrophe. Gefühle werden oft nicht ausgesprochen und fressen sich so nach Innen. Hierbei wird positives Denken auch oft mit Dankbarkeit verwechselt. Die eigene Dankbarkeit hochzuhalten, hilft in jeder Lebenslage. Sie lässt einen den Fokus auf Positives richten und ist damit eine sehr gesunde Grundhaltung, die man so häufig wie möglich praktizieren kann. Positivität hingegen kann auch in die falsche Richtung gehen. Hier spricht man dann von toxischer Positivität.

Was ist mit toxischer Positivität gemeint?

Tag für Tag wird man gefragt: ,,Na, wie geht es dir?“ Und was antworten wir zu 80 Prozent? ,,Alles klar“ oder ,,Passt schon.“.

Wir versuchen also unsere Ängste, Wut, Trauer zu verstecken und wollen dafür lieber drüberstehen anstatt die Gefühle zuzulassen. Das passiert nicht nur in Gesprächen. Auch Kinder werden sehr früh zu freundlichen, möglichst angepassten Wesen erzogen, bei denen Wut tabu sein sollte. Später als Erwachsene leben wir vermeintlich negative Gefühle teilweise gar nicht mehr. Einige meiner Patienten im Alter von 30-70 Jahren, kommen zu mir und sagen, dass sie seit der Kindheit nicht mehr geweint haben. Hätten sie tatsächlich in diesen Jahren nichts Schlimmes erlebt oder sich nie ungut gefühlt, wäre das ja traumhaft. Das gibt es aber leider nicht. Jeder Mensch, ob er will oder nicht, erlebt unschöne Dinge und hat auch den ein oder anderen schlechten Tag. Das wäre nicht schlimm. Problematisch wird es nur, wenn eigene Gefühle verdrängt werden, nur um das Positive andauernd hochzuhalten.

Oft ist es auch eine zu stark ausgeprägte Empathie, die einem im Weg steht, einfach mal loszulassen.

Ist eine ausgeprägte Empathie nicht etwas Gutes?

Grundsätzlich ist es super wertvoll empathisch zu sein. Es hilft mit anderen Menschen umzugehen und lässt einen auch selbst oft angenehm handeln. Jeder Mensch ist also froh, empathische Menschen an seiner Seite zu haben.

Es gibt allerdings Momente im Leben, da möchte man sich selbst weiterentwickeln und auch befreien von ‚alten Päckchen‘. Wenn wir hierbei durch unsere starke Empathie unsere Eltern beispielsweise in Schutz nehmen (,,Die haben ja auch so viel durchgemacht‘), dann sind wir gefühlt eher bei Ihnen als bei uns.

Das innere Kind hören

Wir verleugnen so uns selbst. Innere Anteile von uns möchten gehört werden. Das innere Kind, das sich an Tag x über seine Eltern geärgert hat oder missverstanden wurde, möchte gehört und an die Hand genommen werden. Stattdessen hören wir uns selbst nicht, nur um die Themen vermeintlich gut zu halten oder sagen zu können, dass wir mit der Vergangenheit abgeschlossen hätten.

Die unterdrückten Gefühle Wut, Trauer, Genervtheit, Unzufriedenheit, Leere und viele weiteren existieren trotzdem. SIE WIRKEN IN DER ZEITLOSIGKEIT.

Und wird hierbei nicht der Leidensdruck noch höher?

Doch. Genau so ist es. Wenn man sich selbst mal an Momente erinnert, an denen man im Sport oder bei einer vertrauten Person alles rauslassen kann, dann weiß man, wie gut das tut.

Jeden Tag alles gut zu reden, bringt also absolut nichts. Es führt langfristig zu einem inneren Vulkan; genauer: zu Körperschmerzen wie Kopfweh, Entzündungen, so wie zum Bsp. im Auge (,,Nicht hinsehen wollen“). Auch schwerwiegende Erkrankungen werden durch Wegdrängen langfristig gefördert.

Was können wir also tun, um ein positives Leben zu führen und unsere Gefühle trotzdem zuzulassen?

Der erste Schritt ist, sich wieder bewusst zu machen, dass Gefühle und Körperschmerzen schon immer einen Sinn hatten und nach wie vor haben. Sie fungieren wie ein Leitsystem oder eine Gebrauchsanweisung für uns. Sie zeigen uns an, was uns Sorgen macht, warnen uns vor Überbelastung, geben Hinweise, welche Themen uns besonders belasten, was wir vielleicht auch zukünftig ändern könnten und und …

Wir dürfen also weiterhin verstehen, dass wir uns entscheiden müssen: Möchte ich ALLES oder NICHTS fühlen? Einen Weg a la ,,Ich fühle nur das Gute.‘‘ gibt es nicht. Gefühle zulassen bedeutet das ganze Spektrum zulassen.

Entscheiden wir uns also für das Fühlen (wie herrlich), dann bedeutet das, dass wir uns darauf einstellen können, dass es auf und ab geht. Wie im Meer bei Wellengang. Mal sind wir oben, ein anderes Mal unten.

Zurück zur Frage: Wir sind vielschichtig und können etwas aus beiden Welten in uns vereinen. Wir können Tag für Tag dankbar sein, oft auch positiv und trotzdem versuchen alle Gefühle zu spüren. Wenn uns das schwerfällt, weil wir zum Beispiel in der Kindheit anders erzogen wurden, dann müssen wir nicht Kind bleiben.

Alle Gefühle annehmen

Wir können es als Erwachsene selbst in die Hand nehmen. Unser erwachsenes Ich sollte jederzeit der Kapitän des eigenen Schiffes sein. Wenn wir selbst aufmerksam agieren, merken wir, wann unser Verhalten etwas kindlich ist oder wir eigentlich im Nachgang denken: Rational war das nicht. Genau diese Momente können uns zukünftig aufmerksam machen, dass wir in diesem Bereich wohl nicht als Erwachsene gehandelt haben. Sie kann man Schritt für Schritt bearbeiten, so dass unsere inneren, jüngeren Anteile uns zwar beraten oder warnen können, allerdings die finale Entscheidung bei uns liegt.

Wir werden auf diesem Weg vital. Das heißt: Wir haben wenig Ängste und Befürchtungen und können dem Leben einfach so und voller Kraft entgegen gehen. Wir haben hierbei die volle Bandbreite an Entscheidungsmöglichkeiten in jeder Lebenssituation. Zusätzlich, und das ist das Wichtigste, brauchen wir weniger im Außen und haben einen Reichtum im Innen. So ist dem ständigen Stress, dem Grübeln und den Schmerzen endgültig ein Ende gesetzt und wir können die Zeiten so nehmen wie sie sind: friedlich.

Wie hört sich das an? Möchten Sie gerne tiefer einsteigen oder sogar genau wissen, wie sie Ihre alten Lasten loswerden können?

Gerne können Sie mit mir Kontakt aufnehmen. Ich zeige Ihnen Wege und unterstütze Sie gerne dabei Ihre Gefühle anzunehmen.

Spürbar angenehm.

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Dieser Blog soll Sie in eine SPÜRBAR andere Welt bringen, in der Sie mit all Ihren Gefühlen gut und frei umgehen können, keine Panik mehr erfahren und sich selbst in jeder Situation helfen können. Es gibt hier einerseits Artikel in denen ich Ihnen Tools, Methoden, und Tipps an die Hand gebe. Andererseits aber auch redaktionelle Posts in denen ich schwierige Themen offen anspreche. 

Viel Spaß beim Lesen!

Cara 

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